Der Butjer ist ein Zeitungsprojekt 10 junger Fotograf*innen der Atelier-Gemeinschaft GoetheExil. Fast ein Jahr lang erkundeten sie Hannover, begegneten Einheimischen und Zugezogenen und eröffnen neue Bilderwelten einer deutschen Großstadt. Anfang März 2019 haben sie 10.000 Zeitungen kostenlos im gesamten Stadtgebiet verteilt.
Hannover erschließt sich dem Betrachter nicht auf den ersten Blick. Hannover ist eine Stadt für Einheimische, weniger für Besucher, eine Stadt ohne den Glanz und die Strahlkraft großer Metropolen. ‚Butjer‘ so lautet ein alter Hannoveraner Schmähbegriff für ungebetene Gäste, die ‚von draußen rein‘ kamen, ‚Butjer‘ so nennen die 10 zugezogenen Fotograf*innen des GoetheExils ihre Zeitung für die sie Stadtteile und Orte besuchten, an denen sie sich sonst nicht aufhalten.
Die Fotograf’innen tauchen ein in die pulsierende Geschäftigkeit der Goethestraße, durchstreifen die aufgeräumte grenzschaffende Architektur der Fassaden, Mauern und Tore des Zooviertels, begleiten jugendliche Crews auf dem Opernplatz oder erzählen intime Geschichten des Vaterwerdens. Die 10 fotografischen Einzelarbeiten verschmelzen im Butjer zu einem urbanen Kaleidoskop, sie erzählen davon, vor welchen stadtplanerischen und gesellschaftlichen Herausforderungen Städte wie Hannover stehen und wie es ist, hier zu leben.
Vor einigen Jahren sind die 10 Fotograf*innen des GoetheExils nach Hannover gekommen, um Fotografie zu studieren. Danach haben sie sich entschieden zu bleiben. Sie haben die Ateliergemeinschaft GoetheExil in den Räumlichkeiten der alten Schilderfabrik am Goetheplatz gegründet, veranstalten Werkshows, Foto-Screenings, Diskussionsrunden und Konzerte. Neben ihrer Arbeit als international tätige Fotograf*innen haben sie so einen lokalen Ort des kulturellen Austauschs geschaffen.
Der Butjer ist ihr erstes großes Gemeinschaftsprojekt, das u.a. von einer Foto-Kuratorin, Designer*innen und schreibenden Journalist*innen begleitet und vom Kulturbüro der Stadt Hannover gefördert wird. Der Butjer ist der Versuch einer Annäherung an einen authentischen, urbanen Raum, dessen rigoros-pragmatischen städtebaulichen Utopien den 50er, 60er und 70er Jahren entspringen. Die Fotograf*innen beschäftigen sich mit den Herausforderungen urbaner Raumverdichtung, sie bearbeiten Themenkomplexe wie Mobilität, soziale Integration, Subkultur und Freizeitgestaltung. Sie entwerfen mit ihren subjektiven Sichtweisen 10 Fragmente einer Stadt, die sie zu ihrer Wahlheimat gemacht haben.
Anfang März verteilten die Fotograf*innen 10.000 Exemplare des Butjers kostenlos im gesamten Stadtgebiet. Sie möchten ihre Geschichten auf die Straßen und in die Stadtteile Hannovers bringen und somit Menschen erreichen, die sonst selten die Gelegenheit haben, moderner dokumentarischer, künstlerischer und journalistischer Fotografie zu begegnen.
GoetheExil
Goetheplatz 3a
30169 Hannover