Katharina Lob – Künstlerin und Designerin mit Liebe zu Island

Die Liebe zu Pferden und Island, aber auch die Leidenschaft für die Kunst und für Grafik an sich sowie immer ein strahlendes Lächeln: So lässt sich Katharina Lob ziemlich gut charakterisieren. Wir haben die Künstlerin aus Linden zum Interview getroffen…

Style Hannover Katharina Lob - Katharina Lob - Künstlerin und Designerin mit Liebe zu Island

Am ersten Adventsonntag 2019 hast Du in den Räumen von STYLE Hannover ausgestellt. Was konnte man in der Ausstellung „Lichtspiele“ damals sehen?

Am Sonntag zeige ich Plexiglasbilder vor den großen Fenstern und im Wintergarten. Wenn es draußen langsam anfängt dunkel zu werden, verändern sie sich mit jeder Minute des abnehmenden Lichtes. Auch meine Arbeiten auf Metall, Experimente mit Mörtel und Rost, verändern sich langsam – über Jahre, je nach Luftfeuchtigkeit des Raumes. Es wird auch Werke auf Leinwand, Holz und Karton geben. Allen gemeinsam ist das Thema Natur mit gesammelten Fundstücken wie Blättern, Steinen, Zweigen oder Federn.

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Die Plexiglas-Kunstwerke verändern sich mit abnehmenden Licht in der sogenannten „Blauen Stunde“

Deine Plexiglasbilder sind außergewöhnlich. Wie sind sie gemacht und wie bist Du zu dieser Technik gekommen?

Als ich bei strömenden Regen auf einer Wanderung in Island einen Vulkan fotografieren wollte und stattdessen nur Regentropfen auf meiner Kameralinse zu sehen waren, kam mir die Idee, Bilder zu schaffen, die den Eindruck vermitteln, durch eine verregnete Scheibe oder Eisblumen zu schauen. Dann begann das Experiment.

Anfangs wählte ich ausschließlich isländische Motive, die eine unendliche Inspirationskraft auf mich haben, aber im Laufe der Zeit mischten sich auch Elemente der heimischen Natur darunter.

Ich bearbeite immer mehrere Scheiben von jeder Seite mit Lacken, Klebern, Folien und Farben so, dass dadurch eine optische Tiefe, eine Dreidimensionalität mit Schärfen und Unschärfen, je nach Lichteinfall, entsteht.

Für diese Bilder braucht man Fenster. Was wird an den Wänden hängen?

Seit einiger Zeit experimentiere ich mit Metallplatten und Flüssigkeiten, die verschiedene Formen von Rost und Patina ergeben. Auch dort füge ich gern Dinge aus der Natur dazu. Leider sind die Metallplatten recht schwer, sodass ich dazu übergegangen bin, auch Leinwände und Holzplatten als Träger zu benutzen. Auf Karton arbeite ich mit allen Materialien zusammen: Pflanzen, Lacken, Rost, Mörtel, Farben – da gibt es unendlich viele Möglichkeiten.

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Auch mit Metall und anderen Stoffen arbeitet Katharina

Neben Deiner Kunst arbeitest Du auch als Grafik-Designerin. Wie kombinierst Du das?

Ich sehe mich als kreativen Menschen, der gerne aus sich heraus Bilderwelten schafft, aber auch für andere Menschen, Projekte und Produkte brennt und dafür ästhetische Kommunikationswege schafft.

Ich liebe es z.B. ein Corporate Design zu entwickeln, ob für mittelständische Unternehmen oder die Freunde und Förderer der NDR Radiophilharmonie – wichtig ist mir dabei, eine visuelle Wertigkeit zu schaffen. Ich habe einige Kunden in der Medizinbranche, für die ich nicht nur die Kataloge und Webpräsenz gestalte, sondern auch die Produktfotos erstelle. Diese haben für mich eine hohe visuelle Qualität. Eine Trachealkanüle kann genauso schick aussehen wie eine Brosche. Meine Fotos von Urinbeuteln wurden sogar ungefragt von der Konkurrenz benutzt – das habe ich erstmal als Kompliment aufgefasst…

Du hast auch ein eigenes Label. Was steckt dahinter?

Neben den Auftragsarbeiten liebe ich im Design auch freie Projekte. So habe ich z.B. vor ein paar Jahren mit einer Freundin das T-Shirt Label „eisLAND“ gegründet. Wir sind beide passionierte Islandpferdemenschen und als 2013 die Islandpferde WM nach Berlin kam, dachten wir uns originelle Motive dazu aus, wie z.B. die Quadriga auf dem Brandenburger Tor mit Islandpferden. In dem Online-Shop „www.eisland-liebe.de“ gibt es neben T-Shirts mit Motiven rund um das Islandpferd auch Taschen, Postkarten oder eine Musik CD mit meinen Designs und Bildern. Das ist mein kleines „Steckenpferd“.

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Island und Pferde sind also Dein großes Inspirationsfeld?

Das stimmt, und zwar seit circa 10 Jahren. Damals war ich u.a. mit schon erwähnter Freundin auf der Islandpferde WM in der Schweiz. Dort stellte ein Künstler seine Pferdebilder aus, der aber kein Pferdemensch war. Seine Bilder waren zwar technisch in Ordnung, zeigten die Pferde aber in – sagen wir mal etwas unvorteilhaften Positionen, so dass meine Freundinnen mich dazu brachten, nach mehr als 20 Jahren mal wieder Pferde zu malen… es ging erstaunlich gut und machte viel Spaß, so dass ich weiter malte…

Die Gesellschaft und Designs verändern sich sehr schnell. Was hat dich während deines Studiums beschäftigt?

In meinem Designstudium, in dem ich viele künstlerische Techniken ausprobiert hatte, waren meine Themen eher sozialkritisch und persönlich. Ich fotografierte gern und experimentierte im Fotolabor mit allen möglichen Techniken, besonders gern im Farblabor. Dort entstanden auch meine ersten Fotogramme mit Röntgenbildern von mir. Als Diplomarbeit visualisierte ich die Texte der deutschen Punkband EA80, die mich in ihrer Schlichtheit und Poesie immer noch sehr berühren. Dafür zerschnitt und zerkratzte ich Schwarz-Weiß Negative, die ich dann mit Tackerklammern oder Tesafilm wieder zusammen setzte – im Grunde genommen machte ich dort im klitzekleinen Format schon Ähnliches wie heute mit den Plexiglasbildern: transparente Folien hintereinander anordnen und das Licht durchscheinen lassen. Und dem Zufall eine Chance geben bzw. sich überraschen zu lassen: So wie heute meine Bilder sich langsam entwickeln, weil z.B. das Plexiglas die Farben nicht aufsaugt, wie Papier oder Leinwand, sondern die Flüssigkeit verdunsten muss, damit die Farbe auf der Scheibe übrig bleibt, so habe ich damals im Fotolabor mit verschieden dichten Materialien auf dem Papier gearbeitet, wie eben den Röntgenbildern und es hat oft Tage gedauert, das endgültige Werk zu bekommen.

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Katharinas Diplomarbeit bei der sie die Texte der deutschen Punkband EA80 visualisierte

Was waren für dich die bedeutsamsten Erlebnisse in deinem Leben?

Nach dem Studium hatte ich leider einen schweren Fahrradunfall, der der Auslöser war, neben meiner Arbeit in Hannovers Agenturwelt weiter an meinen Fotogrammen mit Röntgenbildern zu arbeiten. 2005 gab es in Münster ein Gemeinschaftsprojekt vom Picasso-Museum, das Scherenschnitte von Matisse zeigte, der lange krankheitsbedingt ans Bett gefesselt war und der Uniklinik, in der ich als Kind am Herzen operiert worden war, die meine Fotogramme ausstellte. In der Zeit habe ich mich aber schon mehr dem Leben als dem Überleben gewidmet, 20 Jahre nachdem ich dort den Befund meiner Herzkrankheit bekommen hatte und dann erfolgreich operiert worden war. Meine Feundinnen bekamen die ersten Kinder, was ich auch künstlerisch aufgriff, und ich mein erstes Islandpferd.

Mit meiner tollen Stute, die jetzt 33 Jahre alt ist, verbrachte ich nun viel Zeit, besonders gern auf Wanderritten, die oft gar nicht so weit weg führten, denn Hannover hat ja ein tolles Umland, wie z. B. den Deister. Man ist schnell in der Lüneburger Heide, dem Weserbergland oder im Wendland und fühlt sich wie im Urlaub in der Ferne. Natürlich musste ich dann auch mal in das Geburtsland meines Ponys fahren – und das hat süchtig gemacht…

Du sagst, du seist Wahl-Hannoveranerin. Was hat dich nach Hannover verschlagen und was schätzt du besonders an der Stadt?

Aufgewachsen bin ich am Rande des Ruhrgebiets. In Hannover lebe ich nun seit genau 20 Jahren sehr glücklich. Nach meinem Studium an der FH Hildesheim zog ich zu meinem Freundeskreis nach Linden. Ich liebe den Kiez mit all seinen Facetten, Mulitkulti, kleinen Läden, Nachtleben, Kultur in allen Formen. Was ich aber neben all diesen Dingen genauso unglaublich hoch schätze ist, dass ich in einer Viertelstunde mit dem Fahrrad bei den Ponys am Benther Berg bin, wo mich ein herrliches Ausreitgelände erwartet. In welcher internationalen Großstadt hat man das??? Als ich durch ein Stipendium für ein Jahr in den USA studierte, riet mir mein Design-Professor, nach New York zu gehen, um dort meinen künstlerischen Weg weiter zu verfolgen. Das war sehr nett gemeint und ich verstand es als großes Kompliment, kam aber für mich überhaupt nicht in Frage, denn ich brauche neben der Großstadt die Natur zum Aufatmen.

So lebe ich gern in Hannover, der unterschätzten Stadt!

An Kunst und Kultur bietet Hannover ja in den großen Häusern internationale Größen sowie sooo viel Sozio- und Subkultur, dass man gar nicht genug Zeit dafür hat… Im Umland spielt sich auch viel ab, z.B. im Kulturgut Poggenhagen – ein schönes Ausflugsziel mit dem Fahrrad an der Leine entlang, oder die Hall Art Foundation im Schloss Derneburg.

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Katharina am Anbinde-Balken beim Waldwinkel am Benther Berg mit ihren tierischen Begleitern

Was sind denn deine persönlichen Highlights in und um Hannover?

Um gleich mit der Natur zu beginnen, mein persönliches Highlight dieses Jahr war die Renovierung und Wiedereröffnung des Waldwinkels am Benther Berg. Dort wurde sogar extra für unsere Pferde ein Anbindebalken gebaut, so dass wir dort schön gemeinsam einkehren können.

In der Stadt liebe ich die Kulturszene, von den großen Häusern bis zu den Hinterhof-Veranstaltungen. Besonders am Herzen liegt mir „Feinkost Lampe“, das sowohl viele skandinavische und besonders isländische Musiker im Programm hat, wie auch die Musikveranstaltungen der ehemaligen Galeria Lunar, die ich sehr vermisse, ausrichtet.

Wir haben mitbekommen, dass du 2019 erneut auf Island zu Besuch warst. Was hat dich dorthin verschlagen?

Dort habe ich auch 2007 das erste Mal die Musikdokumentation „Heima“ von der isländischen Band Sigúr Rós gesehen. Von ihrer ersten Welttournee nach Island zurückgekehrt, wollte die Band sich bei ihren isländischen Fans bedanken und spielte umsonst an abgelegenen Orten, u.a. auch in Djúpavík, einer verlassenen Fischfabrik in den Westfjorden. Seitdem ist Djúpavík in Island als Kulturstätte bekannt und seit 4 Jahren findet dort über den ganzen Sommer eine Kunstausstellung statt. Dieses Jahr – und das war mein absolutes Highlight, auch wenn es nicht in Hannover statt fand – war ich eine von 23 Künstlerinnen und Künstlern, die dort ausstellten. Es ist ein magischer Ort, nach stundenlanger Fahrt auf Schotterpisten durch endlose Fjorde erreicht man diesen einen und sieht die alte Fabrik mit Schiffswrack davor und Wasserfall dahinter. Mein Triptychon, das ich dort ausstellte, besteht aus isländischer Lyrik und einem Fisch-Schwarm. Es hing dort so zauberhaft schön: von hinten beleuchtet wurde es von einem Fenster, das auf den Fjord hinaus ging, von vorne spiegelte sich der Wasserfall in dem Fisch-Schwarm – als hätte ich es genau nur für diesen Ort angefertigt… und so war es auch mit den anderen Kunstwerken – sie erzählten visuelle Geschichten eines faszinierenden Landes…

Style Hannover Katharina Lob djupavik - Katharina Lob - Künstlerin und Designerin mit Liebe zu Island
2019 war Katharina ein Teil einer Ausstellung in Djúpavík auf Island

… und wo gehst Du am liebsten essen?

Ich liebe ja meinen Kiez und dort ist die „Soul Kitchen“ für tolles Essen, regional und bio mein Favorit.

Für den kleinen Geldbeutel und auch total lecker gibt es die „Street Kitchen“ auf der Limmer Straße.

Mittagstisch in nettem Ambiente gibt’s im Marktcafé. Leider schaffe ich es viel zu selten, einfach mal zu bummeln und mich in der Stadt treiben zu lassen… In die Nordstadt komme ich viel zu selten, Limmer liegt mir sehr am Herzen. Einige Jahre habe ich im Auftrag der Stadt den Limmer Kalender fotografiert und gestaltet. Es ist viel dort geschehen und es bleibt spannend, zu sehen, wie der Stadtteil mit Bau der Wasserstadt sich weiter entwickeln wird. Insgesamt gibt es viel zu entdecken. Ich freue mich auf neue Highlights in Hannover.

Style Hannover Katharina Lob hannover - Katharina Lob - Künstlerin und Designerin mit Liebe zu Island

Du bist also eine begeisterte Wahl-Hannoveranerin. Inspiriert dich denn Hannover gar nicht?

Doch, auf jeden Fall! Ich hatte das Glück, tolle Foto-Designprojekte für und über Hannover machen zu dürfen. Der angesprochene Limmer Kalender war erstmal eine Image-Kampagne der Stadt für die Limmeraner und „Rest-Hannoveraner“. Plakate warben für ein Reiseziel, das in Limmer lag und informierten auch über Kuriositäten des Stadtteils. Aus einem Plakatwunsch wurden immer mehr und zum Schluss hatten wir 12 Motive, so dass daraus der Kalender entstand. Ein anderes Herzensprojekt war mein Wettbewerbsbeitrag für Kreditkarten der Sparkasse Hannover, die auch mehrere Jahre im Umlauf waren. Dafür bestieg ich die Sternwarte auf dem Lindener Berg und machte ein „Rundum-Fotoshooting“ der Skyline von Hannover, die auf allen Motiven am unteren Rand entlang läuft. Hauptmotive waren Architektur und Kunst im öffentlichen Raum. Ich radel gern durch Hannover und freue mich, hier zu leben und bestimmt noch viele Inspirationen umzusetzen!

Danke für dieses spannende Interview! 


Katharina Lob – Atelier 03
Schwarzer Bär 4
30449 Hannover

Tel.: 0511/89 82 07 32

info@katharina-lob.de
www.katharina-lob-art.de


 

Patricia Kuwaczka

Als gebürtige Hannoveranerin liebe ich es, meine Stadt immer wieder aufs Neue zu entdecken und aus verschiedenen Perspektiven kennen zu lernen. Ich studiere Marketing & Kommunikation – ein Blog wie „STYLE Hannover“ ist für mich die perfekte Plattform, um meine Erfahrungen mit anderen zu teilen, neue Leute zu treffen und täglich etwas Bemerkenswertes über Hannover zu erfahren.

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