Sightseeing in Hannover – mit dem Rad und auf etwas unbekannteren Wegen!? Ich habe es ausprobiert. Dank des Bürgerbüros Stadtentwicklung e.V. habe ich mich an einem freien Tag aufs Rad gesetzt und eine der 21 lehrreichen und spannenden Audiotouren gemacht. Ausgerüstet mit dem Smartphone und der gut funktionierenden Izi.TRAVEL-App erradelte ich dieses Mal besondere Frauenorte in Hannover. Mit diesem Rückblick mache ich Euch vielleicht ja etwas Lust aufs kulturelle Stadtradeln?
Start: Bürgerbüro Stadtentwicklung Hannover e.V.
Alle Radtouren starten vor dem Bürgerbüro Stadtentwicklung Hannover e.V. in der Braunstraße 28 – gleich neben dem Café-Urgestein Safran. Sofern Ihr in der Izi.TRAVEL-App seid, startet die ausgewählte Tour automatisch einen drei- bis fünfminütigen Hörbeitrag zum Objekt. Erste Station also: das Bürgerbüro Stadtentwicklung Hannover e.V. (bbs) … – und mir wird wieder klar, wie viel ich noch über Hannover lernen kann ;-).
Toller Verein – das bbs. Hier könnt Ihr mehr über die Projekte und den Verein erfahren.
Weiter ging es zum Leibnizufer – zu meinen geliebten …
Nanas: Sophie, Charlotte und Caroline
Fast jeder weiß es; die 1974 aufgestellten Nanas von der Künstlerin Niki de Saint-Phalle gelten heute als eines der Wahrzeichen Hannovers – waren aber höchst diskutiert. Was man damals bei „Fröhlichkeit, Lebensfreude & Offenheit“, die in den farbprächtigen, runden Figuren symbolisch dargestellt sind, nicht mochte, vermag man heute nicht mehr ganz nachvollziehen. Und wie groß der Hannover-Bezug von Sophie, Charlotte und Caroline geschichtlich betrachtet ist, das erfährt man unterhaltsam und lehrreich im Audiobeitrag.
Ada & Theodor Lessing – Volkshochschule und Beginenturm
Gleich am Ufer gegenüber liegen bekanntlich die Volkshochschule und der Beginenturm. Wie oft schlendere ich dort entlang, ohne diese bewusst wahrzunehmen … Dabei heißt unsere Volkshochschule schließlich „Ada & Theodor Lessing-Volkshochschule“. Und wer Ada Lessing war, nämlich auch Mitbegründerin und erste Geschäftsführerin dieser Volkshochschule, und was sie sonst noch in ihrem Leben bis 1953 alles bewirkte … das erfahrt Ihr im Audiobeitrag.
Laut Stadttour-Route geht es jetzt eigentlich nach Linden, was ich aber an den Schluss der Tour legte, denn es liegt auf dem Heimweg. Richtungsänderungen sind also durchaus möglich, die Audiotour startet automatisch dort, wo Du bist. Also, auf zum …
Neuen Rathaus
Habt Ihr Euch schon einmal genau mit dem Bilderfries am Neuen Rathaus beschäftigt? Er zeigt Szenen aus der Stadtgeschichte Hannovers und es ist durchaus Horizont erweiternd (hier findet Ihr Detail-Infos zum Bilderfries am Neuen Rathaus). Abgebildet sind dort sage und schreibe zwei Frauen – für heutige Zeiten natürlich absolut unverständlich. Aber genau das ist Geschichte … Erstmals nehme ich mir die Zeit, diesen Bildfries am Rathaus zu verstehen. Man muss suchen und genau hinschauen, um die zwei dargestellten Frauen zu entdecken. Klassische Frauenbilder der Vergangenheit: Kurfürstin Sophie und ein knieendes, junges Mädchen am Sarg des Bischofs Bernward.
Käte Steinitz und die „Die Schwebende“
Nächstes Ziel: Georgplatz. In den 1920ern traf sich hier die Avantgarde der Stadt im Kunstsalon von Käte Steinitz, nach dem Krieg entwickelte sich der Platz zu einem zentralen Ort von Kunst (… die 1920er am Georgenplatz hätte ich gern erlebt). Vor der NORD LB stößt man auf „Die Schwebende“ vom französischen Bildhauer Aristide Maillol – mitten in einem Brunnen …
Gleich in Sichtweite die zwei Plastiken „Die Wanderer“ von Michael F. Otto. Auch diesen Figuren habe ich in der Vergangenheit (Straßenseite bedingt) nicht viel Aufmerksamkeit geschenkt und freue mich jetzt darüber, dass ich nicht nur interessante Perspektiven hatte, sondern auch meinen Horizont dank Audiotour erweitern konnte.
Rese-Brunnen von Marlene Moeschke
Weiter geht es zum „Rese-Brunnen“, der leider etwas abseits und lieblos auf einem Wegstreifen am Emmichplatz bei der Hochschule steht. Entworfen und geschaffen wurde dieser von Marlene Moeschke, die ihn an die Stadt Hannover schenkte. Erfahrt auch Ihr Interessantes über den Majolika Brunnen und die Künstlerin auf der Audiotour, umkreist ihn und lauscht … – sofern dies durch den Autoverkehr möglich ist.
Weiter ging es in die List. Wir waren reif für eine Pause – im Bistro da Toni, denn wir lieben die italienische Herzlichkeit – und natürlich das Essen …
Elisabeth Granier und die Ricarda-Huch-Schule
Zum Schluss unserer Tour – weit in der List, wo ich normalerweise weniger unterwegs bin. Umso besser, dass die Radtour uns mal in diese Ecke führte. Ziel: Die „Elisabeth Granier und die Ricarda-Huch-Schule“ nahe des Welfenplatzes. Und während ich früher derart ehrwürdige Schulgebäude als notwendig zu betretenes Übel betrachtete, stand ich nun ehrfürchtig vor dem Portal der Schule und lauschte den Details zur Fassade, über Elisabeth Granier und über Ricarda Huch, die mit als erste Frau Deutschlands 1892 promovierte.
Zurück Richtung der eigenen vier Wände lagen noch die letzten drei Stationen auf dem Weg in Linden:
Ida-Arenhold-Brücke und Marianne-Adrian-Weg
Zunächst zur Ida-Arenhold-Brücke: Sie verbindet das Ihme-Zentrum mit dem Friederikenstift. Und das hat seinen Grund: Denn Ida-Arenhold hatte einst einen Frauenverein für Armen- und Krankenpflege gegründet. Ihr lebenslanger Einsatz für Armenverein und Friederikenstift war bemerkenswert. Weiter findet Ihr am Friederikenstift zwei Figuren, die Armen- und Krankenpflege symbolisieren.
Fährt man weiter am Ihme-Zentrum entlang, Richtung Linden Mitte, überquert man den Fußweg durch das Wohnquartier, der nach der Architektin Marianne-Adrian benannt worden ist. Marianne-Adrian wohnte ganz oben im Ihme-Zentrum und setzte sich maßgeblich für die Würdigung des damals äußerst umstrittenen Bauwerks ein, für das übrigens eine alte Kirche weichen musste.
Geburtshaus Hannah Arendt
Hannah Arendt wurde mitten in Linden 1906 geboren, zog später nach Frankreich und dann in die USA. Die Bewohner ihres Geburtshauses haben ihr am Lindener Markt ein Denkmal gesetzt: Ein Grafitti der Künstler Patrik Wolters, Bene R1 und Kevin Larsnako im Innenhof des Gebäudes. Steht die Hoftür an der Falkenstraße offen, kann man hinausschauen und das Sprühbild betrachten.
Passend dazu führt am Ufer der Hannah-Arendt-Weg entlang – und – seit 2015 trägt auch der ehemalige Hinrich-Wilhelm-Kopf-Platz den Namen Hannah Arendt.
Eine Stadtradtour durch die „Frauenorte“ in Hannover macht Spaß – und erweitert Euer Geschichtswissen. Wir empfehlen: Gönnt Euch doch mal diesen „Ladies Day“: Erkundet die Straßen, Brücken, Gebäude und Skulpturen mit ganz unterschiedlichen und teils wirklich spannenden Frauengeschichten!