Wir kennen Pascal Walter als einen Designer von „Fashion born in Hannover“. Aber Fashion heißt nicht immer automatisch Mode, sondern bezieht auch einen modischen Lebensstil ein. Diesen gestaltet Pascal mit seinen kreativen Ideen als Textildesigner und Stylist. Wir haben ein wirklich spannendes Interview mit ihm geführt!
Wer bist Du und woher kommst Du ursprünglich?
„Ich bin Pascal, 43 Jahre alt, und ich lebe und arbeite als Textildesigner und Stylist in der Südstadt, nahe dem Stephansplatz. Ich bin im Sauerland geboren aber im Weserbergland zwischen Springe und Hameln aufgewachsen, also hier in der Region Hannover. Nach 20 Jahren, in denen ich studierte und verschiedene Jobs in Hamburg, Amsterdam und Nürnberg ausübte, bin ich 2018 zu meinem Partner nach Hannover gezogen und immer noch dabei, die Stadt und ihre kreative Szene zu entdecken.“
Also schon immer viel unterwegs gewesen. Was hast Du studiert oder gelernt und vor allem wo?
„Studiert habe ich von 1998 bis 2004 an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg. Mein Studium habe ich mit einem Diplom in Industrial Design abgeschlossen. Ich bin also Produktdesigner, hatte mich aber sehr früh auf Textildesign spezialisiert. Heute bezeichne ich das gerne als ,Gestaltung textiler Produkte‘, da es um mehr als nur Stoffe geht. Während des Studiums habe ich in einem sehr schönen Einrichtungsgeschäft in Hamburg Winterhude gejobbt und verschiedene sehr gute Praktika machen können. Unter anderem in der Redaktion des Magazins „Architektur & Wohnen“, im Atelier der Vorwerk Teppichwerke in Hameln sowie im Studio Ulf Moritz in Amsterdam. Ich hatte immer das Glück, von sehr fähigen Menschen lernen zu dürfen. Theorie und Praxis gingen immer Hand in Hand, was perfekt war. Seit dem Studium arbeite ich auch als Stylist für Fotoproduktionen und Messestände bzw. Showrooms. Denn irgendwie hatte ich immer schon ein Händchen für Farbe, Form und Proportion.“
Das sind wirklich bekannte Unternehmen, wo Du bereits reinschauen konntest, aber woher kommt eigentlich Deine Liebe zum Interior-Design?
„Ich bin in einem Architekten-Haus im Weserbergland aufgewachsen und meine Eltern haben mir einen guten Sinn für Qualität mitgegeben. Meine Oma und Tante hatten einen Friseur-Salon – und ich war schon als Kind von den Mode- und Einrichtungsmagazinen ganz begeistert, die dort herumlagen. Ich habe mir schon als Kind immer Bildbände über Architektur und Design gewünscht. Ich glaube, meine Begeisterung für Interior-Design ist eine Mischung aus Veranlagung und dem, was ich gelernt habe. Textildesign – dazu gehören ja auch Tapeten und Teppiche – hat sehr viel damit zu tun, wie wir leben und uns einrichten. Ich empfinde es immer noch als etwas Besonderes, zu jemandem nach Hause eingeladen zu werden, weil wie wir leben, sehr persönlich ist. Ich mag das Zitat: ,Zeig mir Dein Zuhause und ich sage Dir wer Du bist.‘“
Was macht denn Deine Designs aus?
„Ich glaube, was mich auszeichnet ist vor allem Vielfalt und Flexibilität, verbunden mit einem hohen Qualitätsanspruch und Verständnis für das Material und den Produktionsprozess. Das bedeutet, dass ich meinen persönlichen Geschmack oft zurücknehmen muss, wenn der Kunde oder das Projekt zum Beispiel eine Ästhetik benötigt, die klassisch ist oder im Landhausstil oder asiatisch oder auch floral-natürlich. Man sagt, ich hätte ein sehr ausgeprägtes Gespür für Farben. Je mehr ein Entwurf ,Pascal Walter‘ ist, desto gradliniger und zeitloser ist er. Dabei habe ich eine große Affinität zu besonderen Details, die vielleicht auf den ersten Blick gar nicht auffallen.“
Wenn man tagtäglich kreativ sein muss, gehen einem sicherlich irgendwann die Ideen aus und man muss sich woanders neue Anregungen holen. Woher stammen Deine Inspirationen?
„Ich bin überzeugt davon, dass Inspiration grundsätzlich alles sein kann. Ein Spaziergang, die Farbe des Himmels oder die Farbe von Eiscreme. Man muss nur mit offenen Augen durch die Welt gehen. Aber natürlich sind Magazine, Ausstellungen, Kunst und Reisen besondere Quellen der Inspiration. Heutzutage muss man wohl auch Instagram dazu zählen …“
Was bietest Du Deinen KundInnen?
„Viel Erfahrung und Leidenschaft in der Gestaltung textiler Produkte! Kreative Beratung, angefangen beim Briefing über das Sourcing, den Lieferantenkontakt, die Produktentwicklung bis hin zur Präsentation und Verpackung der Produkte. Dies vor allem für Textilien, Tapeten, Teppiche und Kissen. Dann natürlich noch Styling und Set Design und Beratung zur Gestaltung von Print- und Digital-Medien im Rahmen einer Art Direktion.
Mit meinem eigenen Label KISSEN UNIKATe biete ich lokal gefertigte, ganz besondere Kissen. Echte Lieblingsstücke für Zuhause.“
Wie werden Deine Produkte hergestellt und was ist Dir bei der Herstellung besonders wichtig?
„Ein großer Teil meiner Produkte sind Stoffe, die üblicherweise gewebt werden. Auch mit neuesten Webstühlen ist das immer noch ein relativ traditioneller, mechanischer Prozess. Es fasziniert mich immer noch, wie ein Webstuhl tausende von einzelnen Fäden zu einem Stoff verbindet. Teppiche werden gewebt, geknüpft oder getuftet. Gerade beim Weben und Tuften unterscheidet man sehr zwischen von Hand und maschinell gefertigten Qualitäten. Tapeten werden größtenteils gedruckt, aber auch hier kann das immer noch sehr traditionell beispielsweise im Rotationsdruckverfahren geschehen. Es wird aber mittlerweile auch zunehmend digital gedruckt. Bei eher technischen Produkten wie Plissees und Rollos sind die Nachbehandlungsprozesse extrem wichtig, die einem hohen Qualitätsstandard entsprechen müssen.
Meine KISSEN UNIKATe dagegen werden ganz traditionell von Hand konfektioniert und als Einzelstücke genäht.“
Mittlerweile geht es den KundInnen nicht mehr nur um gutes Aussehen, sondern auch um Umweltschutz. Achtest Du besonders auf Faktoren wie z.B. Nachhaltigkeit oder Ähnliches?
„Ich glaube, dass jeder heutzutage in der Verantwortung steht, nachhaltig zu handeln. Konsumenten, aber natürlich vor allem DesignerInnen, die Produkte entwickeln und direkten Einfluss auf den Produktionsprozess haben. Für mich persönlich heißt das vor allem, auf Naturmaterialien zu setzen und so viel wie möglich in Deutschland und Europa produzieren zu lassen, um weite Transportwege zu vermeiden. Aber auch die Lieferanten und Fabriken zu kennen, mir selbst ein Bild von den Arbeitsbedingungen zu machen. Wenn man mit Kunstfasern arbeitet, dann nach Möglichkeit mit recycelten Materialen. Färbe- und Drucktechniken sollten neusten Standards entsprechen. Idealer Weise können Produkte zertifiziert werden und damit auch sichtbar nachhaltig/ökologisch sein.“
Jetzt mal ein Themenwechsel: Was magst Du an Hannover?
„Dass es überrascht und viel besser als sein Ruf ist. Dass es in Deutschland extrem zentral liegt. Die Südstadt, die uns als Viertel so positiv überrascht hat und den Wochenmarkt am Stephansplatz.“
Was sollte man Deiner Meinung nach in Hannover gesehen haben?
„Ehrlich gesagt habe ich da selbst noch so viel zu entdecken und es gibt so viel Sehenswertes und Besonderes. Ich persönlich schätze den Friedhof Stöcken, der wie ein englischer Landschaftsgarten ist, natürlich auch die Herrenhäuser Gärten, besonders die lange Allee im Sommer mit dem Fahrrad entlangzufahren. Das Zinnober-Wochenende mit den offenen Galerien und Ateliers mag ich sehr. Die Architektur des Sprengel Museums und die Kestner Gesellschaft. Die Stadt-Modelle im Foyer des Neuen Rathauses. Den ,Tannenwald‘ auf dem Altstadt-Weihnachtsmarkt und nicht zuletzt die Eilenriede.“
Hannover in drei Worten…
„Hochdeutsch, Underdog, Schützenfest“
Danke für dieses interessante und aufschlussreiche Gespräch über Dich! 😀
