Heute möchte ich die Ideengeberin von STYLE Hannover – Ina Rebenschütz-Maas – vorstellen. Einfach, weil es an der Zeit ist, einmal die Menschen hinter unserem Blog vorzustellen.
Viel Freude Euch, Eure Ina Mann
Ina, in Zeiten von Corona und der vielen Dinge, die uns derzeit konfrontieren, haben wir als STYLE Hannover Team den Wunsch, Dich vorzustellen. Du bist die Ideengeberin von STYLE Hannover: Wie kamst Du zu der Idee, den Blog STYLE Hannover zu starten?
„Das war ein Mix aus ganz vielen unterschiedlichen Aspekten! Erstens ist Hannover eine unterschätzte Stadt – zu Unrecht, wie ich mittlerweile finde. Zweitens kamen meine jahrelange Marketing-Erfahrung und das Wissen darüber hinzu, dass viele kleinere, inhabergeführte Geschäfte nicht das Know-how, das Geld und die Kapazität haben, um aus unserer Sicht im notwendigen Maß ihr Marketing zu betreiben. Und drittens fanden sich sehr schnell Gleichgesinnte, die ebenfalls der Meinung waren, dass man Kreative und inhabergeführte Geschäfte sowie Gastro mehr aus der Nische holen sollte und ihnen mehr Öffentlichkeit verschaffen muss.“
Dein Geld verdienst Du – wie wir, Deine Mitstreiter – aber anderweitig?
„Richtig. STYLE Hannover ist ein Verein, allerdings nicht gemeinnützig. Wir arbeiten für STYLE Hannover alle aus Leidenschaft, größtenteils kostenfrei. Mein Geld verdiene ich seit sieben Jahren mit meiner Marketing-Agentur mit fünf MitarbeiterInnen. Wir betreuen maßgeblich den mittelständischen Handel und einige Kulturbetriebe. Und alle MitstreiterInnen sind ebenfalls hauptsächlich selbstständig im Marketing- & Eventbereich oder studieren.“
Wie können wir uns Deine Kindheit vorstellen?
„Glücklich, liebevoll und lebendig, ich hatte das Glück in einer intakten Familie groß zu werden. Wir sind drei Kinder – jeweils 1,5 Jahre auseinander. Als Jüngste hatte ich einige Herausforderungen zu stemmen, denn ich wollte mit den beiden Großen ‚mithalten‘ . Das hat mich sicherlich fürs Leben geprägt! Damit meine ich zum Beispiel, meine LUST zu kämpfen, oder die Freude daran, mich Herausforderungen zu stellen oder immer nach etwas ganz Eigenem zu suchen. Zusätzlich erinnere ich mich an viele Gespräche zuhause. Meine Eltern hatten mehrere Möbelgeschäfte – und das Business saß immer mit am Tisch – mit all den Nöten und Problemen eines Unternehmers.“
Gibt es ein Erlebnis aus deiner Kindheit, das Dich sehr beeindruckt hat?
„Ich denke ein jeder hat viele Bilder seiner Kindheit im Kopf, da jetzt ein besonderes Erlebnis rauszupicken, das mich SEHR beeindruckt hat – das gibt es nicht. In meinem Kopf und Bauch ist auf jeden Fall eine große Summe an GUTEM geblieben – viele Freunde, Spaß, Liebe seitens der Eltern … Ich war auch eine erfolgreiche Leichtathletin, Jahrgangssprecherin, mit Leib und Seele Schülerzeitungsmacherin oder in allen möglichen Schul- / Orchester- und Theaterprojekten aktiv! Das jeweils GEMEINSAME an den Sachen, das NEUE kennen lernen … ist das, was mich schon als Kind beflügelte.“
Nach der Schule zog es Dich in die Ferne. Du lebtest insgesamt drei Jahre im Ausland – in Los Angeles, Paris und New York – was trieb Dich dazu an?
„Erst einmal die Sehnsucht, etwas ganz Eigenes zu finden. Ich wusste nicht, was ich nach dem Abitur machen wollte – Kaufmannstum wie die Eltern, Kreativstudium, Journalistik? Ich wollte weg aus der Geborgenheit, aber auch weg von Kontrolle – das Ausland war hier eine super Lösung.“
Was für eine Bedeutung hat diese Zeit für Dich? Wie hast Du diese Zeit erlebt?
„Auf jeden Fall waren die Auslandsjahre die beste Zeit, um mich zu finden. Ich denke, wenn man nicht im Laufe seines Lebens lernt, bei sich anzukommen, mit sich alleine in guten und schlechten Momenten zurecht zu kommen, dann fällt einem das Leben immer schwer. Und je eher ein jeder für sich damit anfängt, desto besser.
Die ersten Schritte als Austauschschülerin mit 16 Jahren in L.A. waren mir beispielsweise eine Lehre in der Verarbeitung von ‚Kulturschock‘, anderen Sichtweisen und dem Bewusstsein ,Du hast es selbst in der Hand, das Beste draus zu machen‘.
Das erste Mal in Paris mit 18 Jahren, wo ich als Kindermädchen arbeitete, um mir das Dach überm Kopf zu sichern, war geprägt von Freiheit und Spaß mit Menschen aus der ganzen Welt. Sechs Monate internationales Studentenleben, unambitioniert, leicht, lebensfroh – aber leider mit wenig Französisch-Fortune.
In New York lernte ich mit 21 Jahren ganz auf eigenen Beinen zu stehen, finanziell meine ich. Nach meiner Kaufmanns-Lehre bei Rosenthal – die meine Eltern mir aufzwangen (heute sage ich zu Recht) – wollte ich mir meinen großen Traum erfüllen: In NEW YORK leben. Und diese Erfahrung ,If you make it there, you make it everywhere‘ habe ich dort machen dürfen: Es galt: an mich glauben und einfach machen!
Daraus resultierte Paris II; denn außer Fun hatte ich aus Paris I nicht viel mitgenommen. So zog ich nochmals für ein Jahr nach Paris und knackte nicht nur die Sprache, sondern fühlte mich schließlich auch da als Parisienne.“
Muss man weggehen, um sich zu finden?
„Für mich trifft das auf jeden Fall absolut zu. Ich konnte weit weg von Zuhause unabhängig werden – mich kennen lernen – und andere Menschen und Sichtweisen. Und: Alleine meine Probleme zu lösen gab mit Stärke.“
In New York hast Du schließlich ein Unternehmen aufgebaut. Weshalb warst du eigentlich dort und wie kam es zu dieser Gründung?
„Wie gesagt – der Traum NEW YORK … Ich belegte Kurse an der Parson School of Design und finanzierte mir mein Leben erst durch Kellnern, dann durch meine selbstgestrickten Pullover, auf die die Amis total abfuhren. Es war die Zeit der flauschigen Mohair-Pullis mit Fledermausärmeln. Die Wolle bezog ich aus Berlin und meine Strickmaschine Brother K320 brachte mich schnell ins Geldverdienen, sodass ich ein kleines Modelabel gründete ,Ina R – Berlin – Paris – NewYork‘.“
Gehört auch das Quäntchen Glück dazu?
„Absolut – wie so häufig in meinem Leben: zur rechten Zeit am rechten Ort. Das jetzt aber alles zu erzählen wird zu lang. Vielleicht schreibe ich über diese Zeit mal ein kleines Buch ?.“
Weshalb folgte dennoch die Entscheidung nach Deutschland zurück zu kehren?
„Die LIEBE ist stärker. Mir ging es super im Ausland, aber mein Mann – mit dem ich seit 1979 aus Schulzeiten zusammen bin – hat nach all meinen Auslandsjahren dann doch angeklopft und gesagt, dass ich jetzt mal heimkehren sollte.“
Die damalige Begeisterung für Hannover hielt sich in Grenzen. Wie hast Du die Stadt damals empfunden?
„Als Berliner Pflanze mit einigen Jahren im Ausland war Hannover ein Schock. Mein Mann hatte hier Mitte der 80er eine Stelle bei der NDR Radiophilharmonie bekommen, ich blieb erst einmal in Berlin und studierte. Drei Jahre später zog ich schließlich auch nach Hannover. Zu Beginn habe ich Hannover nicht durchschaut, Ender der 80er war die Stadt auch wahrlich noch nicht prickelnd.“
Wie ging es beruflich weiter?
„Zufall, Glück – ich jobbte Ende der 80er in einem Möbelunternehmen als Dekorateurin, bekam dort ein Jobangebot als Einkäuferin für Geschenkartikel und arbeitete mich über die Jahre hoch. Nach fünf Jahren erhielt ich Prokura und war schließlich für Marketing, Vertrieb, Strategie und Controlling in diesem bundesweit vertretenen Möbel-Unternehmen tätig. Ich habe dort in 22 Jahren einen großen Erfahrungsschatz sammeln dürfen, konnte neue lokale Handelskonzepte auf den Weg bringen – wie in Hannover das SofaLoft, welches wir 2008 eröffneten. Mit damals mehr als 70 Millionen Euro Umsatz und 450 MitarbeiterInnen deutschlandweit war es viel Verantwortung, geprägt vom stetigen Dazulernen. Deshalb insgesamt eine hervorragende Zeit – trotz der unerfreulichen Trennung am Ende wegen gegensätzlicher, strategischer Zukunftsgedanken rund ums Unternehmen. Aber heute sage „gut für mich!“ – da ich jetzt meine ganz eigenen Dinge tue und v.a. nur noch in Hannover tätig sein kann.“
Was bedeutete damals Erfolg für Dich?
„Spaß an dem, was ich tat – etwas bewegen, stetig dazu lernen und in Gang bringen können. Und zu dem Zeitpunkt sicherlich auch monetär auf die Füße zu fallen; denn eine finanzielle Unabhängigkeit ist ohne Zweifel der Schlüssel für Gelassenheit.“
Mit dem Sofa-Loft hast du damals ein Kleinod in der Möbelbranche geschaffen. Es war Dein „Baby“! Konntest Du Dich dort ausleben in Kunst, Kultur und schönen Dingen?
„Ja. Es war quergedacht: Kultur, Lifestyle – auch abseits von platter Prozent-Werbung, die der Möbelhandel damals noch ritt. Ich bekam die Freiheit der Inhaberfamilie, das SofaLoft-Konzept so umzusetzen, wie ich es wollte. Die zahlreichen, wunderbaren Kontakte in Hannover, die sich daraus entwickelten, brachten mir Hannover emotional viel näher.“
Du hast nach 22 Jahren das Unternehmen verlassen. Wann reifte der Gedanke, dass es Zeit ist, Dein eigenes Unternehmen zu gründen?
„Eigentlich sehr schnell nach meinem Ausscheiden. 60 Stunden die Woche voller Kompromisse im Alltag waren für mich keine gesunde Lösung. Nach einigen Gesprächen mit potenziellen Arbeitgebern war die Lust viel zu groß, mein ganz eigenes DING zu machen, mit dem was ich gelernt hatte und beherrschte – ganzheitliches MARKETING.“
Was magst Du besonders an deiner Arbeit?
„Gemeinsamkeit, Bewegung, gestalten, optimieren – und das immer mit dem Ziel, effektiv – also die richtigen Dinge zu tun – und effizient – also die Dinge richtig zu tun.“
Du bist sehr erfolgreich. Welche Fähigkeiten und Charakterzüge helfen Dir bei Deinem Erfolg?
Ich denke ich bin strukturiert, wertschätzend, kann zuhören, bin immer neugierig und ich mag es Dinge anzuschieben – und dann möglichst zum Abschluss bringen. Und das Bewusstsein, dass man nur gemeinsam mit anderen wirklich etwas Gutes und Vieles bewegen kann ist aus meiner Sicht, gerade heute, das Wichtigste.
Ich weiß, Du hast eine ganz besondere Weise, Dich zu fokussieren beziehungsweise Deine Ziele anzusteuern! Magst Du uns einweihen?
„Bei meinem Weg ist es wie bei einem Cocktail. Erst einmal gilt: auf meine innere Stimme hören, auf die ich mich verlassen kann. Das Ganze dann mit einer profunden Analyse abgleichen und schließlich mit strukturiertem Elan und in Gemeinschaft auf den Weg bringen – sozusagen abschmecken. Für mich ein gesunder und wohlschmeckender Cocktail.“
Wie gehst Du mit schwierigen oder fordernden Situationen um?
„Problem erkennen, analysieren – Ziel definieren – Strategien entwickeln – die passenden Strukturen schaffen und einfach gemeinsam machen und umsetzen.“
Du bist ein großer Kulturfreund. Was darf man in Hannover auf gar keinen Fall verpassen?
„Oh – da gibt es viel – und Kultur ist ja ein weiter Begriff. Ich liebe es, samstags in Linden umher zu stromern, mit dem Fahrrad unterwegs zu sein und immer die Augen aufzuhalten. Natürlich liebe ich die Konzerte im NDR, die Cumberlandsche, das Strandleben, die schönen Museen und abseitigen Ausstellungsflächen, wie den Keller III – und selbstverständlich den Maschsee.“
Welche Plätze, Orte lassen Dich einfach mal aus dem Alltag aussteigen?
„Mein Garten – mein Zuhause – meine Familie. Irgendwie bin ich – zum Leidwesen meines Mannes – immer ‚on‘, wenn wir uns in Hannover rumtreiben. Deshalb ist mein Zuhause die absolute ‚Off-Zone‘.“
Was haben wir jetzt mit STYLE Hannover vor?
„Weiter Öffentlichkeit für unsere LOCALS zu schaffen, gerade jetzt in der CORONA-Krise. Aus eigener familiärer Erfahrung weiß ich, wie die wirtschaftlichen Sorgen alles überdecken können. Insofern möchten wir tief drinnen bei allen Hannoveranern das Bewusstsein schaffen, dass gerade jetzt bitte, bitte beim lokalen Handel gekauft, beziehungsweise bestellt werden sollte. Jeder Euro Umsatz, den die Locals jetzt über Gutscheinverkauf oder ihre lokalen Online-Shops machen zählt. Vor allem auch, um für die Zeit danach weiterhin eine bunte, attraktive Stadt zu haben.
Deshalb haben wir unsere Seite STYLE Hannover umgebaut und pflegen dort die nächste Zeit die vielen kreativen Ideen ein, die die Locals jetzt in der Corona-Krise an den Start bringen.
Spätere Gedanken gibt es auch, beispielsweise unseren Verein STYLE Hannover umzugestalten – als Marketing-Support Verein für die Locals oder Ähnliches. Das ist aber lange noch nicht konkret, jetzt geht es erst einmal darum gemeinsam die Corona-Krise zu bewältigen. Denn nur zusammen sind wir stark und STYLE Hannover möchte dazu einen Teil beitragen.“
Herzlichen Dank für das persönliche Interview, Ina. Packen wir es also zusammen an!