Street-Art-Künstlerin Mansha Friedrich

In Hannover gibt es drei Experten für Bommeln: Da wäre einmal das Hannoversche Brüderpaar Moritz und Mathias Menzel mit ihrem Unternehmen „BommelMe“. Sie produzieren witzige Strickmützen (Beanies) mit abknüpf- und somit variierbaren Bommeln. Und es gibt noch eine weitere Expertin für Bommeln: Das ist die Street-Art-Künstlerin Mansha Friedrich, die gerade wieder ein großartiges Projekt in Hannover organisiert und die wir deshalb einmal vorstellen möchten.

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Mansha Friedrich – Street-Art-Künstlerin, Kuratorin, Ausstellungsorganisatorin und „Bommel-Expertin“ – voller Energie und mitreißender Kreativität bewegt sie Vieles in Hannover.

Mit Strick-Graffiti und Yarn Bombing in die öffentliche Wahrnehmung

Obwohl ihre erste Mappe für die Bewerbung an der FH, die aus Wolle bestand, abgelehnt wurde, entdeckte Mansha das Material schon früh für öffentliche Projekte. Und das kam so: Die Street-Art-Künstlerin fühlte sich irgendwann in der Graffiti-Gemeinde in Deutschland nicht mehr wohl, zu sehr hatte sich die Szene geändert. Also bestrickte sie mit zahlreichen Helfern erst einen kleinen Baum, später eine ganze Allee, dann die Kröpcke-Uhr und zuletzt die Kuppel der St. Clemens Kirche in der Calenberger Neustadt.

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Alles in Strick – Streetart ist Kunst im öffentlichen Raum. Ob die Kuppel der St. Clemens Kirche, die Allee auf dem Engesohdener Friedhof oder die Kröpcke-Uhr – Mansha bringt Street-Art auf ihre ganz eigene Weise nach Hannover.

Der internationale Erfolg ließ nicht auf sich warten

Es folgten Strickprojekte von Bodenwerder – mit einer Einkaufsstaße voller Wollwerke – bis nach Weißrussland. Immer waren in die Projekte zahlreiche Frauen eingebunden, um das Pensum zu schaffen. Mansha: „Und das ist so faszinierend. Es kamen sogar Frauen aus Magdeburg, um die Kuppel der St. Clemens-Kirche mitzubestricken. Wirklich beeindruckend!“ Das Ganze läuft unter der Bezeichnung „Yarn Bombing“, was soviel wie Garn-Bombardierung bedeutet. Ihr jüngstes Projekt: die Kunstaktion Frühlingswald! läuft ab Januar 2018 in Hannover auf dem Platz am Küchengarten (mehr siehe unten).

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Bodenwerder 2016 – eine ganze Innenstadt wurde in einer großartig bunten Gemeinschaftsaktion bestrickt und behäkelt.

Musik auflegen, sprayen, rappen, moderieren, texten

Aber jetzt von Anfang an zu Mansha und ihrem Werdegang: Geboren in Berlin fand sie mit 16 Jahren nach 14 Umzügen innerhalb Deutschlands in Hannover endlich ihre (erste) richtige Heimat. Mit 16 Jahren verdiente Mansha an den Wochenenden in Berlin als D-Jane für Hip-Hop, Black Music und Raggae im „Chick“ am Adenauer Platz ihr erstes Geld. Sie rappte unter anderem mit den Fantastischen Vier.

Deutschlands erste weibliche Graffiti-Sprayerin

Und auch als erste weibliche Graffiti-Sprayerin Deutschlands wurde sie gern gebucht. Mansha war damals schon gut mit dem bekannten deutschen Graffiti-Writing-Künstler Loomit befreundet, der extrem gefragt war und sie für seine und andere Projekte warb.

Projekt TV gefloppt

Dann eine Gelegenheit beim Fernsehen: Multitalent Mansha setzt sich bei Tele 5 gegen 6.000 weitere Bewerber als 17-Jährige für eine Musiksendung durch. Um dann nach einem halben Jahr festzustellen, dass ihr das Konzept der Live-Sendung nicht so recht gefiel. Es ging also zurück zur Street Art in großen Firmen und am Münchner Flughafen Riem. Und schließlich Hannover, wo Street und Urban Art so gar nicht geschätzt wurden. Auch als Texterin arbeitete sie – in einer Werbeagentur. Aber das Rumsitzen im Büro nervte. Und so blieb sie Künstlerin, was allerdings als alleinerziehende Mutter von drei Kindern gar nicht so einfach ist.

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Bestricktes in Hannover gesehen? Das könnte von Mansha sein 🙂 …

Street und Urban Art waren an der FH in Hannover leider nicht gewünscht

Drei Mal bewarb Mansha sich an der Fachhochschule (FH) für Bildende Kunst und Design in Hannover. Dreimal wurde sie abgelehnt. Mansha: „Das ärgert mich bis heute. Ich kenne mindestens drei Mitstreiter, die ein Studium bekamen – und dann nie als Künstler gearbeitet haben. Ich dagegen war und bin immer leidenschaftlich Künstlerin! Aber leider habe ich nie einen Studienplatz bekommen.“

Manshas Wunsch: Mehr Street- und Urban-Art für Hannover

„Was freie Kunst wie Street- und Urban-Art betrifft, ist Hannover mindestens zehn Jahre zurück“, urteilt Mansha, auch wenn sie gerade dank ihrer guten Kontakte Top-Künstler in die Landeshauptstadt holte. Sie wünscht sich auch von der Stadt und dem Land mehr Unterstützung in dieser Sache. Und dafür kämpft sie an allen Ecken und Enden.

So auch diesen Sommer am Tatort E-Damm: Gegenüber der Hauswand von Sanitär- und Elektrogroßhandel Bumke zischte und sprühte es. Auf dem Steiger stand der wohl innovativste und elektrisierendste Künstler seiner Street-Art-Generation: Ramon Martin aus Brasilien.

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Ramon Martin, weltbekannter Muaralist, gestaltete in 2017 eine Häuserwand am E-Damm. Mansha Friedrich holte ihn, unterstützt vom Unternehmen Gundlach, im Sommer 2017 nach Hannover.

Mansha holt internationale Muralisten nach Hannover!

Dass er überhaupt da war, verdankt Hannover Mansha. Sie lud im Auftrag des Familienunternehmens Gundlach für den Sommer 2017 internationale Künstler ein, um Hannover und seine Hauswände künftig noch farbiger und prominenter zu gestalten. Für Nicht-Hannoveraner: Gundlach ist unter anderem Bauträger für Häuser, Wohnungen und gewerbliche Immobilien, Wohnungs- und Bauunternehmen. Übrigens: Wandbemaler heißen in der Fachsprache Muralisten.

Künstler feiern allesamt Premiere mit erster farbiger Wand in Deutschland

Begonnen hatte das Projekt mit ParizOne und Dr. Dheo aus Portugal im Oktober 2016, die das Haus an der Celler Straße 23, Ecke Hamburger Allee, mit einem großen Clown verschönerten.

Es folgte einer der bekanntesten und erfolgreichsten Muralisten aus Mexiko: Farid Rueda. Er hinterließ 2017 mehrere Motive wie Eulen und Löwen an Wänden in den Eingangsbereichen der Günther-Wagner-Allee 45 und der Carl-Hornemann-Straße 2 in Gundlachs Wohnanlage VIER im Pelikanviertel. Im Juli 2017 reiste der englische Streetart-Künstler Dale Grimshaw in den Johanniskamp 22, der einen riesigen Indianer-Häuptlingskopf aus dem Amazonas kreierte.

Und zum Schluss Ramon Martin auf dem Engelbosteler Damm Nummer 11: „Inside Yourself“ nennt er sein Motiv einer schönen Frau, die ein Bad in der sie umgebenden Aura nimmt. Einen Tourvorschlag zu Hannovers Street Art findet Ihr übrigens hier.


Frühlingswald im Winter

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So bunt wird es ab 13.1.2018 am Küchengarten aussehen, wenn fast 1.000 Bommeln die zwölf Bäume am Küchengarten schmücken.

Mansha Friedrich sprüht vor Energie: Was sie antreibt, ist ihre Leidenschaft zur Kunst und zu entsprechenden Projekten, die Öffentlichkeit erregen. Seien es Strick-Kunstaktionen, eine erste kuratierte Ausstellung junger Hannoveraner Künstler (übrigens gänzlich ohne öffentliche Fördermittel realisiert) im Frühjahr 2017 im alten Kino am Steintor oder im Frühjahr 2018 umgesetzte Bommel-Street-Art-Projekt „Frühlingswald“. Drei Monate früher, als jahreszeitlich möglich, wurden Hannovers Bäume am Küchengarten bunt.

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Frühlingserwachen

Ihr neustes Projekt heißt Frühlingserwachen und ist noch bis Ende März am Lichtenbergplatz in Linden zu sehen. Wir freuen uns auf diese und hoffentlich viele weitere Aktionen von Mansha Friedrich, die Hannovers Straßenbild deutlich fröhlicher machen.

Katja Banik

Die Idee, Hannover künftig sichtbarer zu machen, kleine Läden und Kultur zu unterstützen sowie interessante Menschen vorzustellen, finde ich toll. Journalistisch arbeiten, Interviews mit Hannoveranern führen sowie in einem wirklich netten Team einen richtig schicken Blog machen – ideal.

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