Zoë MacTaggart ist Künstlerin, in ihrer Art vielleicht auch etwas Lebenskünstlerin. Sie brachte „Burlesque“ und „Dr. Sketchy’s Anti-Art-School“ vor zehn Jahren nach Hannover und bereichert den STYLE Hannovers seit Jahren auf eine vielseitig erfrischende Art. STYLE Hannover ist mit Zoë McTaggart in ihrem Atelier verabredet. Wir sitzen inmitten ihrer großformatigen Bilder, die uns mit ihrem Ausdruck, ihren Motiven und kräftigen Farben beeindrucken. In gewohnter Offenheit und Fröhlichkeit erzählt sie uns von ihrem Leben, der Liebe zur Malerei und ihrer unbändigen Liebe zur Natur.
Zoë, wie würdest Du Dich beschreiben?
(lacht) „Oh, das ist nicht so einfach! Ich versuche immer die Gegensätze in mir und vor allem nach außen auszupendeln. Entscheidungen rauszuschieben ist überhaupt nicht mein Ding. Auch wenn sie schlecht sind, ich gehe sie an. Ich warte nicht auf den Idealzustand. Beim Malen fälle ich meine Entscheidungen natürlich schneller. Es passiert einfach aus dem Gefühl heraus und schon ist die Idee auf der Leinwand.“
Würdest Du sagen, Du bist eine außergewöhnliche Frau?
(lacht) „Als Kind dachte ich immer, ich passe nicht in diese Welt. Ich spürte schon, dass ich anders war. Außergewöhnlich vielleicht in dem Sinne, dass ich Fähigkeiten habe, die andere einfach nicht akzeptieren können. Ich habe gelernt, einerseits nicht zu auffällig und zu anders zu sein, aber andererseits mein wahres Ich nicht zu verleugnen.“
Wann war dieser Drang da, Malerin zu werden?
„Malerin sein zu wollen kam erst später. Ich habe es nie so richtig ausgesprochen, aber ich wollte schon immer Künstlerin werden. Es hätte auch etwas ganz anderes werden können, Hauptsache Kunst! In meiner Familie gibt es viele Maler. Ich selbst habe schon früh gemalt. Das war selbstverständlich, so wie Essen und Trinken!“
Seit wann gehst du Deinen Weg und bezeichnest Dich als Künstlerin?
„Vor genau zehn Jahren, 2007, war meine Zeit gekommen. Ich war gut vorbereitet und mir wurde immer klarer, was ich machen will. Dann stellte ich mich selbstbewusst hin. Und da ich selbst nicht mehr zweifelte, hat auch kein anderer mehr gezweifelt.“
Wie findest Du Deine Motive in der Malerei?
„Es sind Frauen, die ganz und gar Ihren Standpunkt vertreten. Wenn ich sie dann so sehe, denke ich: ,Man, da möchte ich gern eine Scheibe abhaben! Ist sie eigentlich schon immer so gewesen? Denkt sie darüber nach, hat sie auch lange gebraucht, um dahin zu kommen?‘ Wichtig für mich ist: Ich brauche einen persönlichen Bezug. Erst dann kann ich die richtige Ausstrahlung festhalten. Deshalb male ich keine Porträts als Auftragsarbeit. Es ist mein ganz eigener Blick auf diese Frau, auf ihre bestimmte Art oder die bestimmte Geste.“
Wie wichtig ist Dir Freiheit?
„Für mich ist Freiheit das Wichtigste. Ich brauche meine Freiheit, um mich zu entfalten, um meine eigenen Gedanken zu denken – für meine Visionen und Träume. Das zeige ich in meinen Bildern. Ich male die Frauen, nicht pastellich, nicht brav und lieb. Sie sind wie sie eben sind, in ihrer Kraft und Größe und vor allem mit ihrer ganz eigenen Ausstrahlung.“
Wie reagierst Du in Krisenzeiten?
„Ich bin sehr sensibel und nehme Krisen ganz bewusst wahr. Und ich stelle immer wieder fest, wenn es wirklich schwierig wird, dann wachse ich über mich hinaus und schaffe das Unmögliche. Ich setze mich aber nicht schon vorher unter Druck, sondern erst in dem Moment, wenn das Problem wirklich da ist.“
Ist Dir dann die Malerei ein guter Partner?
„Ich habe gelernt zu kanalisieren. Ich male nicht das, was mich gerade beschäftigt oder was mich wütend macht. In dieser Zeit male ich dann einfach voller Energie an Bildern, an denen ich gerade dran bin. Oder ich verwirkliche endlich Ideen, die ich immer aus Zeitgründen beiseite geschoben habe. Am Ende bin ich dann oft sehr glücklich.“
Wie geht es weiter mit der Künstlerin Zoë?
„Vieles läuft jetzt gerade gleichzeitig. Auf jeden Fall gibt es in diesem Jahr noch eine große Ausstellung in Hildesheim und noch einige Sachen mehr, daran arbeite ich gerade, verrate aber nichts.“
Wieso hast Du Dich für Hannover entschieden?
„Ich bin in Norddeutschland aufgewachsen, wir sind sehr viel umgezogen. Mit zehn/elf Jahren bin ich für ein Jahr zu meinen Großeltern nach Italien – nördlich von Rom – gezogen und dort auch zur Schule gegangen. In München habe ich angefangen zu studieren. Da mein Mann ein Studium in Hildesheim hatte, habe ich meinen Studienplatz nach Hannover verlegt – und habe es nie bereut. Ich liebe Hannover. Es gibt überdurchschnittlich viele Kulturangebote in dieser Stadt mit sehr hochwertigen Musikern. Außerdem fahre ich gern Fahrrad in Hannover. Ich fahre dann auch nicht den schnellsten Weg, sondern den schönsten Weg. Ich bewundere die Schönheit der Natur.“
Hannover in drei Adjektiven – wie beschreibst Du Niedersachsens Landeshauptstadt?
Entspannt, durchschnittlich, unterschätzt
Bitte vollende diesen Satz: „Hannover ist…
unaufgeregt.
Kultur pur findest Du in Hannover ganz genau wo?
Auf dem Faustgelände treffen vielfältige Kunstformen aufeinander. Spannend sind aber auch neue Orte, die sich Künstler immer wieder erobern – und sei es nur zeitweise.
Wie lautet Dein ultimativer Sommertipp in Hannover?
Mit dem Fahrrad am Kanal lang.
Wo lässt Du in Hannover die ‚Seele baumeln‘?
Bei einem ausgedehnten Spaziergang in der Eilenriede.
Der STYLE von Hannover wird für Dich besonders geprägt durch …
das Festhalten an Bewährtem.
Liebe Zoë, herzlichen Dank für Deine Zeit und Offenheit – und weiterhin viel Erfolg in allem, was Du tust. Schön, dass Du in Hannover lebst, auf sicherlich bald.
Mehr über Zoë MacTaggart auf ihrer Homepage:
www.zoemactaggart.com