Ausstellung: „Scheren-Schnitt – Lächelnder Schmerz der Modeindustrie“
Das Museum für Textile Kunst e.V. präsentiert bis August 2025 eine aktuelle Sonderausstellung, die sich thematisch mit „25 Jahren Billigwahn und Drehtür-Mode“ beschäftigt. Herzstück ist eine Präsentation des Kirchlichen Entwicklungsdienstes (KED), die vor 25 Jahren auf der Expo 2000 die prekäre Situation der Beschäftigten in der Textilindustrie im asiatischen Raum anprangerte.
Ausstellung im Museum für textile Kunst – Blick zurück auf die Expo 2000
Das Museum für textile Kunst e.V. (MFTK) blickt zurück: 25 Jahre ist es her, dass die Expo 2000 mit ihrem Motto „Mensch, Natur, Technik – Eine neue Welt entsteht“ die ganze Welt begeisterte. Die Ausstellung „Scherenschnitt und Zwangsjacke“ des Evangelischen Entwicklungsdienstes (KED) hinterfragte damals als Teil der Expo die Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie. Diese Präsentation ist jetzt Herzstück der aktuellen Sonderausstellung im MFTK. Mit kunstvoll gestalteten Krinolinen aus Plastik, wertvollen Stickereien und historischen Kleidern stellt Ausstellungsmacherin Erika Knoop die Frage, was sich seitdem getan hat. Sind uns die Lieferketten bewusst? Ist uns in unserer heutigen Zeit Schnäppchenglück immer noch wichtiger als die Folgen des Billigwahns mit seinen Auswüchsen in Billiglohnländern? Was kann jeder Einzelne tun? Und kann die Digitalisierung die Produktionsbedingungen verbessern?

Modedesignerin Erika Knoop fordert
„In den Meeren und Wüsten der Erde – dort, wo wir es nicht mehr sehen können und offenbar auch nicht wollen – finden sich die unglaublichen Müllberge der Textilindustrie und der Fast Fashion-Philosophie wieder. Nicht nur, dass die Arbeitsbedingungen in den asiatischen oder afrikanischen Ländern weiterhin unzumutbar schrecklich sind – auch die ungezügelte Plünderung der Ressourcen dieser Erde hat noch zugenommen. Wir müssen dringend handeln und die Lieferketten sozialverträglich und umweltfreundlich gestalten. Es kann nicht sein, dass ein aufwendig genähter Anorak fünf Euro kostet. Wir müssen unser Konsumverhalten unbedingt ändern“, fordert Modedesignerin Erika Knoop.
Auch Neues gibt es in der Ausstellung zu sehen: Die Modedesignerinnen Stella Stein- Schneider und Silke Klotzbach haben dem Museum ihre Kleider und aktuellen Kreationen für diese Ausstellung zur Verfügung gestellt.

Beide verfolgen die Philosophie der Nachhaltigkeit und der sozialverträglichen Lieferkette. „Ich trage, was ich designe – nachhaltig, durchdacht und mit Liebe gemacht“, so Klotzbach über ihre kürzlich gegründete Firma Klotzbach Cooperate Fashion (Hannover). Sie kreiert kunstvolle, nachhaltige Mode „Made in Europe“. Das ist ihre Antwort auf den Fast Fashion-Wahn.

Mit ihrem neben dem Museum gelegenen Atelier setzt auch Erika Knoop sich für das Upcycling von Textilien ein und fertigt hochwertige Kleidungsstücke, die Besucher und Besucherinnen dort erwerben können.
Eine Vintage-Aktion ist ebenfalls Teil der Ausstellung: Alle mit einem Preisschild versehenen Kleider und Textilien sind zu haben. Damit will das Museum zumindest eine Antwort direkt vor Ort auf die Verschwendung von Textilien geben und alle dazu anregen, Kleidern ein zweites Leben zu schenken.
Über das Museum für textile Kunst e.V.
Das Museum für textile Kunst engagiert sich für einen achtsamen, sozialverträglichen und umweltfreundlichen Umgang mit Kleidung. Die Dauerausstellung zeigt kostbare und besondere Textilien aus aller Welt. Der Ausstellungsort ist ebenfalls besonders: In einem renovierten Bunker des Zweiten Weltkriegs befindet sich die wertvolle von Modedesignerin und Museumsgründerin Erika Knoop zusammengetragene Textilsammlung, die als Dauerausstellung „Textile Weltreise“ durchgehend geöffnet ist.
Führungen sind nach telefonischer Anmeldung möglich.
- Museum für textile Kunst e.V.,
- Borchers Strasse 23, 30559 Hannover
- Telefon: 0511/ 5295517 – Mobil: 0177/ 6765045
info@museum-fuer-textile-kunst.de
Öffnungszeiten: Dienstag, Mittwoch, Donnerstag 11-18 Uhr, Sonntag 11-16 Uhr.
Preise: Eintritt 10,- €, Studierende und Schüler 8 €, 12-16 Jahre 5 €, Kinder bis 11 Jahre haben freien Eintritt.